Das
Objekt - geschichtliche Meilensteine
Erbaut wurde das „Bürgerspital“
vermutlich von Niclas Seebeck, dem Bruder des damaligen Pfarrers
Philipp. Möglicherweise wurde der Bau anstatt eines 1409
erwähnten Hauses namens „Siechenbichl“ errichtet.
Das „Bürgerspital“
wurde vom Pfarrer für dessen kranke Priester gebaut und
diente gleichzeitig als Wohnung für den „Gesellpriester“
und den Schulmeister, da die erste sogenannte Pfarrschule ebenfalls
in dem Gebäude untergebracht war.
Aus einem
im Pfarrhof Kilb aufbewahrten Protokoll geht hervor, daß
der protestantische Vogtherr und Verwalter über den Markt
Kilb, Jakob Gienger sich 1570 bei Kaiser Maximilian II. bemüht
hat, das Gebäude als Spital verwenden zu dürfen. Seine
Majestät hat dies auch genehmigt. Daraufhin wurde es ganz
niedergerissen und am gleichen Platz wieder aufgebaut. Es wurde
dann für verarmte, in der Vogtei und im Gut Grünbichl
beschäftigte Menschen als Spital verwendet. Dadurch wurde
die Schule heimatlos und mußte in ein anderes Gebäude
übersiedeln.
Unter
Freiherr Wilhelm von Wickenburg wurde 1766 durch eine großzügige
Spende ein reguläres Spital auf daß nicht bloß
die „Vogteier“, sondern auch andere Bürger gegebenenfalls
Aufnahme fänden, woher auch der heutige Name „Bürgerspital“
kommt.
Heute
ist das Bürgerspital im Besitz der Marktgemeinde und wird
als „Stiftung Bürgerspital“ (Vogteistiftung) verwaltet.
Der erste und somit eigentliche Stifter ist aber unbekannt.
1974 hat die Gemeinde das Gebäude angekauft und 1986 neue
Stiftungssatzungen beschlossen, welche die bestehende, aus dem
Jahre 1824 stammende Stiftungsurkunde und deren Nachtrag aus
dem Jahre 1902 ersetzen.
Den spärlichen
Aufzeichnungen ist nur zu entnehmen, daß nach der Schließung
des Spitales das Gebäude zu Wohnzwecken vermietet wurde.
Trotzdem war das Gebäude
auch anderer, immer wieder wechselnder Nutzung unterworfen.
Um die Jahrhundertwende (1884)
war in einem der Räume ein Depot der Feuerwehr untergebracht,
was durch Fotos belegt wird, obwohl in der Chronik der Feuerwehr
nicht allzuviel darüber berichtet wird.
Neben
dem Hinweis, daß die Löschgeräte im Bürgerspital
(damals auch Armenhaus genannt) untergebracht waren, findet
sich auch ein Vermerk über ein Gerüst zum Trocknen
der Schläuche, welches auf dem Friedhof (rund um die Kirche
angelegt) errichtet wurde.
Kurze Zeit waren in dem Gebäude
auch französische Kriegsgefangene interniert (1943/44).
In den
sechziger Jahren befand sich hier auch der sogenannte „Gemeindekotter“.
Diese Räumlichkeit wurde hin und wieder für einige
wenige Gemeindebürger zur kurzzeitigen Heimstätte.
Ein Raum dieses Hauses, den
es allerdings jetzt nicht mehr gibt, war in den Jahren 1989-95
Aufbewahrungsstätte für einige Kajakboote und sonstiger
Ausrüstungsgegenstände des Österr. Alpenvereines.
Am 30.
März 1980 wurde die Gemeindebücherei gegründet,
die bis 2006 in zwei Räumen des Bürgerspitals untergebracht
war.
Trotz all dieser zusätzlichen
Verwendungen war aber der Hauptteil des Hauses immer für
Wohnungen bestimmt.
Auch heute sind noch drei
Wohnungen im ersten Stock in Verwendung.
Die ersten
Ideen über eine neue Verwendung dieses Hauses wurden konkret
vor rund 10 Jahren im Rahmen der Dorferneuerung und bei der
Entwicklung des Dorferneuerungsplanes diskutiert.
Damals erkannten wir nach
eingehenden Besichtigungen die Schönheit der Räume
und damit auch die Möglichkeit einer neuen, öffentlichen
Nutzung.
Nach dem Freiwerden der Wohnungen
im Erdgeschoß war der Gemeinderat der Auffassung, daß
eine neuerliche Vermietung durch den schlechten Bauzustand nicht
mehr zu rechtfertigen wäre und man beschloß die Sanierung
und den Umbau des Erdgeschoßes wie Sie es heute vorfinden.
Im Jahr 2008 wurden die Räumlichkeiten der ehemaligen Gemeindebücherei
für Ausstellungszwecke adaptiert. Das Kulturhaus Bürgerspital
verfügt nunmehr über eine gesamte Ausstellungsfläche
von 200 m².
Quellen:
Die Geschichte der Pfarre Kilb - P. Ben. Kißling O.S.B.,
Archiv der Marktgemeinde Kilb, Chronik der FF Kilb